Tag 3 – Don’t eat yellow swow! Aber was, wenn doch …

Das war sie, die erste Nacht im Zelt. Es hatte über Nacht geregnet, eigentlich mag ich das Getrommel auf das Zeltdach. Hmmm, nur Sonne für das Trocknen des Zeltes gibt es hier eher weniger.

Die Tour für den Tag hatte ich noch nicht wirklich geplant, nur die ungefähre Richtung, nicht aber Länge oder Sehenswürdigkeiten. Gut so, wie sich zeigen wird.

Gestern Abend hatte ich noch die Powerbar am Moped aufgeladen, dann einen Akku für die Drohne.

Und schon kommen wir zu der Story mit dem Schnee …

Am Abend dachte ich noch:

„Hmmm, ich sollte mal die Zündung anmachen und schauen wieviel Saft ich noch habe. Ach was, Weichei …“

Am Morgen dann:

Jep, da war er, der Yellow Snow … ich denke jeder weiß was jetzt kommt. Nämlich eben nix, nada, null …

Schlüssel ins Moped, rumgedreht, halt nix, nicht mal ein Flackern oder Zucken. Und nu???

Anschieben, logo, da war ich mit der „XL 600 R“ Profi drin – die ist permanent an der Ampel ausgegangen (nur Kickstarter – Männermoped halt). Alles klar, Gepäck ab, damit ich dann seitlich draufspringen kann. Auf der Wiese war eine leicht Neigung – perfekt. Zweiter oder dritter Gang – keine Ahnung (Ganganzeige gab’s bei der 600’er auch nicht).

Beim Rangieren merkte ich schon: Das mit dem Draufhüpfen wird bei der Höhe (oder meinem Alter) nix. Egal, los geht’s.

Ja, genau, nix geht. Der Reifen rutschte nur schön auf der Wiese – ich Honk. Weiter vorne Schotter, genauso kacke. Und jetzt?

Okay, also innerlich erstmal geweint, beim Googeln die Bestätigung des Vermuteten:

Bei Mopeds mit Benzinpumpe und Einspritzung muss wenigstens irgendein Saft da sein. War bei mir nicht der Fall. Also selbst mit 20 hätte ich das Moped nicht anschieben können. Wenigstens etwas.

Und jetzt? ADAC Plus Mitgliedschaft geprüft – Check. Also den ADAC angerufen und erklärt, dass man in Island und nicht in Irland ist. Man wird an den zuständigen Club in Island weitergeleitet. Wichtig ist jetzt nicht nur das Land, sondern auch der Ort – Stokkseyri, Campingplatz. Auf alle Fälle meldete sich eine nette junge Dame zweimal, um mir mitzuteilen, dass jemand kommt. Wann? Keine Ahnung. Egal.

Packen? Ne, bringt nix, eventuell muss ich noch hier bleiben. Also gehe ich abwaschen. Während ich das tue, fährt die älteste Klapperkiste, die man sich nur vorstellen kann, auf den Platz. Der Fahrer passt zum Fahrzeug: abgerockte Wollmütze (nennt man heute Vintage) und ein Vintage-Gehörschutzkopfhörer schief auf dem Kopf (da gab’s doch mal die Sendung mit den Schrott-Jungs). Das ist doch wohl nicht mein Retter?!

Als ich zum Moped zurückkomme, stehen sie, „Karl Vintage“ und ein Kollege (normal), schon davor. Ich erkläre das Problem und sehe schon das Grinsen in den Augen (man, ist der doof). Nach einem kurzen Schwatz über die Tour (beide finden sie cool) wird ein Mega-Akku-Ladegerät angehängt, die Batterie kurz wiederbelebt, bis knapp über 12 Volt aufgeladen (vorher waren es 6 Volt) und dann mit Hilfe des Megaakku gestartet – lööööööft. Jetzt bloß nicht ausmachen.

Nach einem weiteren Schwatz mit den Jungs und einem Trinkgeld (hatten sie nicht erwartet und haben sich gefreut) schnell Helm an und 20 min fahren, um die Batterie wieder aufzuladen.

In der Zwischenzeit war das Zelt überwiegend trocken. Also „schnell“ gepackt, Route gebaut (ca. 240 km) und los. Gutes Gefühl und eine Story mehr im Gepäck.

Nun ging es auf der südlichen Ringstraße Richtung Seljalandsfoss Wasserfall (Touristen bis zum Abwinken):

Entlang der Ringstraße:

Dann kam der Skógafoss Wasserfall…

… um dann den Mega-Zeltplatz am Stjórnarfoss Wasserfall zu erreichen:

Wie man sieht: Bester Blick.

Und falls ich dachte, ich wüsste, was Wind ist – das war wohl eher ein Lüftchen …

Tag 2 – Nach der Odyssee die Belohnung

Nachdem ich eher komatös geschlafen hatte, ging es ohne Kaffee zur Reederei. Im Haupthaus angekommen (dort sollte ich laut Mail erscheinen), schickte man mich zu einem anderen Eingang, irgendwo zwischen den Beladetoren, denn das hier sei nur für Inlandsgedöns. Also das ganze Geraffel wieder genommen und da hin. Die Jungs dort schauten mich noch verwunderter an und schickten mich nochmal weiter. Auch dort dann nur große Augen…

Allerdings erbarmte sich dann einer der Lastwagenfahrer, mich zum richtigen Gebäude zu fahren (fast 1 km). Dabei erzählte er mir stolz, dass er eine Harley hätte. Meinen Tripp ohne großes Ziel oder Routenplanung fand er sehr cool. Sein bester Trip war, als seine Family mal über zwei Tage weg war,  ohne Plan und mit Übernachtungen im Schlafsack unter freiem Himmel. Auch sehr nice. Wir hätten beim Bierchen bestimmt Spaß gehabt, cooler Dude 🙂  Vielen Dank für die kurze Gesellschaft und die Fahrt !

Am richtigen Gebäude angekommen stand sie da …

Jetzt noch auf den Papierkram warten, umziehen, umpacken und los!

Nach dem Tankstopp schaute ich noch nach einem Supermarkt, war aber eine Apotheke – egal, kommt bestimmt noch.

Es ging tatsächlich los, unglaublich …

Nachdem ich mich von Reykjavík entfernte, zeigte sich mir dann die wunderbare Landschaft. Nach einiger Zeit fuhr ich in die Einöden, beim Blick nach links entdeckte ich einige Offroad-Strecken. Der Wind blies ziemlich heftig (dachte ich), denn links wurde ordentlich Schotter aufgewirbelt. Ich war beeindruckt und in Island wirklich angekommen.

Nach weiteren dreihundert Metern wollte mein Navi rechts abbiegen – uuups – und natürlich mache ich wie jeder immer, was mein Navi sagt!

Ok, rechts reingefahren und erst mal ehrfürchtig angehalten – Schotter, Offroad – Pipi in der Hose (fast) …

Was mich in diesem Moment verunsicherte, waren nicht der Schotter oder die Tatsache, dass ich mit einem neuen, mir fast unbekannten Moped unterwegs war, sondern der heftige Wind. Er hat fast das stehende Moped umgeblasen!

Ok, egal, dafür war ich hier!

Nach ca. 500 Metern hielt ich unsicher an. Der Wind pustete erbarmungslos von der Seite (gefühlt 100 km/h). Mir fiel ein, dass ich mal wieder nichts zu Trinken dabei hatte, und der Supermarkt kam einfach nicht. In den Pyrenäen 2020 war das ein riesiger Fehler (über 30 Grad Offroad und die GS fiel vollbepackt um).

Egal, weiter!

Das war die richtige Entscheidung. Nach einiger Zeit gewöhnte ich mich an den Wind, und als ob er gemerkt hätte, dass er „verloren“ hatte, ließ er nach oder kam von einer anderen Seite. Mir egal 😉

Was dann kam, war genau das oder mehr, was ich mir vorgestellt hatte – unglaublich (Videos folgen).

Wenn ich an diese Fahrt denke, bekomme ich noch jetzt Gänsehaut. Nach der langen Offroad-Passage kamen noch einige weitere, zwar nicht vergleichbar, aber trotzdem wunderbar.

Das Restaurant mit dem riesigen Walschädel vor der Tür hatte leider geschlossen.

Gegen 18:30 erreicht ich meinen Campingplatz in Stokkseyri.

Der Name sollte am nächsten Tag noch eine wichtige Rolle spielen …

 

Tag 1 — Uuups – die ist aber geschrumpft …

So, nachdem der Flug doch recht schnelle ging und ich den Anschlussflug nicht verpasst hatte, war ich in Island angekommen. Laut meinen Recherchen Zuhause war der Flughafen ca. 15 min von der Reederei entfernt, also rein ins Taxi.

Nach wenigen Minuten dachte ich mir, dass hier aber mal gar nix los ist, hmmm. Also in Google Maps die Reederei eingegeben:

40 km und 45 min …

Der Flughafen, den ich dachte anzufliegen, war der für Inlandsflüge, der für internationale heißt auch so und ist halt woanders (flenn…). Um die Story abzukürzen: Stellt euch vor, was bei uns 45 min Taxi kosten. Ok, hier ist es deutlich mehr (nein, ich verrate es nicht).

Wie auch immer: Irgendwann war ich dann an der Rederei angekommen. Sah ziemlich leer aus.

Und auch zu …

Welcher Tag war das? Pfingstmontag, auch hier in Island ein Feiertag. Soviel zu meiner Reisevorbereitung.

Moped pimpen kann ich, aber sonst …

Zwei coole Lastwagenfahrer klärten mich über die Lage auf und versuchten, noch jemanden zu erreichen – leider ohne Erfolg.

Eigentlich wollte ich ca. 180 km mit Offroad-Anteil fahren und hatte auch ein Hotel gebucht – irgendwo. Storno? Keine Chance!

Ok, egal. Die beiden Jungs waren cool und ich war in Island !

Ich habe mir dann ein Zimmer in der Nähe gebucht (2 km) und meinen Kram (Helm, Neckbrace, Kamera und Drohne) zur Unterkunft geschleppt. Angekommen, geklingelt – keiner da. Ok, es war 13:00 Uhr, Bezug ab 14:00 Uhr!

Um die Ecke war ein Imbiss, also die ersten Fish’n Chips verdrückt und bis kurz nach zwei gewartet, da war’s ja warm (gelle Eva 😉 ). Naja, um zwei war auch noch niemand da. Hmmmm, irgendwann hat jemand die Tür aufgemacht – ein netter griechischer Gastarbeiter. Er hat mich reingelassen. Als nach einer Stunde immer noch niemand kam, habe ich offenes, frisches Zimmer entdeckt und entschieden: meins.

Ok, soweit Tag 1 – zumindest nicht ganz langweilig.

Sie ist weg ….

So, das war’s …. weg ist sie!

Ist schon ein komisches Gefühl. Was ich vergessen habe, hab ich vergessen.

Aber wieso ist sie weg?

Nach längerem Überlegen, war mir klar, dass es für mich nur einen sinnvollen Weg gab, nach Island zu kommen:

Moped per Spedition (Transporter, dann Frachtschiff) und ich per Flieger.

Warum?

Die An- und Abreise wären in der Summe 9 Tage. 2 Tage AB, vollkommen unlustig, 2,5 Tage Fähre, und das Ganze wieder zurück. Diese Zeit nutze ich lieber auf Island.

Am A…

Es ist einfach scheiße. Alles hab ich, fast alles ist fertig vorbereitet für die Tour – aber ich weiß ums Verrecken nicht, wie ich mein Laptop während der Fahrt laden soll! Vorn sind viele Anschlüsse, aber hinten nicht. Unlösbar… Am Ende kann ich gar nicht fahren?!

Klemm dir das Ding doch unter die Jacke, während du fährst, dann kannst du es über die vorderen Anschlüsse aufladen – und an deinem Herzen wärmen!
unbekannte Frau

… am Herzen wärmen – die hat Nerven! Das ist Island, da brauch ich meine Wärme woanders!