Das war sie, die erste Nacht im Zelt. Es hatte über Nacht geregnet, eigentlich mag ich das Getrommel auf das Zeltdach. Hmmm, nur Sonne für das Trocknen des Zeltes gibt es hier eher weniger.
Die Tour für den Tag hatte ich noch nicht wirklich geplant, nur die ungefähre Richtung, nicht aber Länge oder Sehenswürdigkeiten. Gut so, wie sich zeigen wird.
Gestern Abend hatte ich noch die Powerbar am Moped aufgeladen, dann einen Akku für die Drohne.
Und schon kommen wir zu der Story mit dem Schnee …
Am Abend dachte ich noch:
„Hmmm, ich sollte mal die Zündung anmachen und schauen wieviel Saft ich noch habe. Ach was, Weichei …“
Am Morgen dann:
Jep, da war er, der Yellow Snow … ich denke jeder weiß was jetzt kommt. Nämlich eben nix, nada, null …
Schlüssel ins Moped, rumgedreht, halt nix, nicht mal ein Flackern oder Zucken. Und nu???
Anschieben, logo, da war ich mit der „XL 600 R“ Profi drin – die ist permanent an der Ampel ausgegangen (nur Kickstarter – Männermoped halt). Alles klar, Gepäck ab, damit ich dann seitlich draufspringen kann. Auf der Wiese war eine leicht Neigung – perfekt. Zweiter oder dritter Gang – keine Ahnung (Ganganzeige gab’s bei der 600’er auch nicht).
Beim Rangieren merkte ich schon: Das mit dem Draufhüpfen wird bei der Höhe (oder meinem Alter) nix. Egal, los geht’s.
Ja, genau, nix geht. Der Reifen rutschte nur schön auf der Wiese – ich Honk. Weiter vorne Schotter, genauso kacke. Und jetzt?
Okay, also innerlich erstmal geweint, beim Googeln die Bestätigung des Vermuteten:
Bei Mopeds mit Benzinpumpe und Einspritzung muss wenigstens irgendein Saft da sein. War bei mir nicht der Fall. Also selbst mit 20 hätte ich das Moped nicht anschieben können. Wenigstens etwas.
Und jetzt? ADAC Plus Mitgliedschaft geprüft – Check. Also den ADAC angerufen und erklärt, dass man in Island und nicht in Irland ist. Man wird an den zuständigen Club in Island weitergeleitet. Wichtig ist jetzt nicht nur das Land, sondern auch der Ort – Stokkseyri, Campingplatz. Auf alle Fälle meldete sich eine nette junge Dame zweimal, um mir mitzuteilen, dass jemand kommt. Wann? Keine Ahnung. Egal.
Packen? Ne, bringt nix, eventuell muss ich noch hier bleiben. Also gehe ich abwaschen. Während ich das tue, fährt die älteste Klapperkiste, die man sich nur vorstellen kann, auf den Platz. Der Fahrer passt zum Fahrzeug: abgerockte Wollmütze (nennt man heute Vintage) und ein Vintage-Gehörschutzkopfhörer schief auf dem Kopf (da gab’s doch mal die Sendung mit den Schrott-Jungs). Das ist doch wohl nicht mein Retter?!
Als ich zum Moped zurückkomme, stehen sie, „Karl Vintage“ und ein Kollege (normal), schon davor. Ich erkläre das Problem und sehe schon das Grinsen in den Augen (man, ist der doof). Nach einem kurzen Schwatz über die Tour (beide finden sie cool) wird ein Mega-Akku-Ladegerät angehängt, die Batterie kurz wiederbelebt, bis knapp über 12 Volt aufgeladen (vorher waren es 6 Volt) und dann mit Hilfe des Megaakku gestartet – lööööööft. Jetzt bloß nicht ausmachen.
Nach einem weiteren Schwatz mit den Jungs und einem Trinkgeld (hatten sie nicht erwartet und haben sich gefreut) schnell Helm an und 20 min fahren, um die Batterie wieder aufzuladen.
In der Zwischenzeit war das Zelt überwiegend trocken. Also „schnell“ gepackt, Route gebaut (ca. 240 km) und los. Gutes Gefühl und eine Story mehr im Gepäck.
Nun ging es auf der südlichen Ringstraße Richtung Seljalandsfoss Wasserfall (Touristen bis zum Abwinken):
Entlang der Ringstraße:
Dann kam der Skógafoss Wasserfall…
… um dann den Mega-Zeltplatz am Stjórnarfoss Wasserfall zu erreichen:
Wie man sieht: Bester Blick.
Und falls ich dachte, ich wüsste, was Wind ist – das war wohl eher ein Lüftchen …